Kentern auf dem Kalixälven  

Action , Action und nochmals Action - manchmal etwas zu viel!

Jeder der schön häufiger mit dem Kanu unterwegs war, wird sich Gedanken über ein mögliches Kentern gemacht haben.

Auf unseren Touren in den letzten Jahren hatten wir die eine - oder andere Situation, bei der wir gezwungen waren, das Boot zu verlassen bzw. zwangsweise aus dem Boot befördert wurden. Jedoch hatten wir immer großes Glück - die Stellen (Schnellen) waren nicht sehr schlimm und verletzt wurde niemand. Nach unseren allerersten Erfahrungen auf der ersten Tour haben wir uns angwöhnt, jedes Gepäckstück mit dem Seil zu sichern, so dass die Materialverluste gleich null waren.

Leider war es diesmal anders.

Die fehlenden Informationen zu den Stromschnellen hatten zur Folge, dass wir mit 2 von 3 Booten in einer längeren Schnelle der Stufe IV kenterten und ein Boot mit Müh und Not noch durchkam.

Die Information die uns gefehlt hatte bzw. dann hinterher kam, wäre über die Höhe der zu erwartenden Wellen gewesen. Die Wellen in diesem Abschnitt der Schnelle sind so hoch bzw. dicht hintereinander, dass man sie mit einem Canadier ohne Spritzschutz eigentlich nicht mehr fahren kann!

Und so kam es, wie es kommen musste. Nach der dritten Welle hatten wir soviel Wasser aufgenommen, dass wir einfach untergingen. Zu diesem Zeitpunkt kämpfte das erste Boot bereits selber - allerdings wesentlich dichter am Ufer - was sich dann als sehr glücklich erwies. (Sie kamen noch gut raus)

Meinen Schwager und mich hat es diesmal voll erwischt. Nachdem das Boot gekentern war, hingen wir beide bei 7 Grad Wasser - und 4 Grad Außentemperatur an dem gekenterten Boot und wurden ziemlich mittig im Fluss einfach weiter durch die Schnelle gezerrt. Jegliche Versuche das Boot zum Ufer durch Schwimmbewegungen zu bringen schlugen fehl - die Strömung war viel zu stark. Somit beschränkten wir uns darauf, hinter dem Boot zu bleiben und die Beine anzuziehen.

Leider lief uns die Zeit etwas davon - das Wasser war einfach zu kalt - die Kräfte lassen bei dieser Wassertemperatur schnell nach. (Es sei gesagt, dass dies das letzte Jahr war, indem wir ohne Neoprenkleidung diese Touren gemacht haben - von jetzt an lieber mit!)

Also mussten wir eine Entscheidung treffen - hängender Weise am gekenterten Boot - die da hieß "Beine runter und bei jedem Kontakt nach rechts abstoßen". Glücklicherweise war unser drittes Boot noch einigermaßen fahrfähig und konnte diese Aktion unterstützen indem Sie eins der Seile griffen und zusätzlich Richtung Ufer zogen.

So schaften wir es dann, das Boot, die Ausrüstung und uns ans Ufer zu bringen. Völlig ausgepumpt, leicht unter Schock, und recht gut durchgekühlt, krabbelten wir dann ans Ufer. Zu dem Zeitpunkt lagen dann wohl ca. 5 - 6 Min. bzw. geschätzte 500 - 800 Meter im Wasser hinter uns.

Das Erste war, sofort trockene Kleidung anzuziehen. Hierbei stellten wir fest, dass die Beine vom Knie abwärts einiges abbekommen hatten. Durch das Adrenalin und die Kälte hatten wir es nur noch nicht bemerkt. Aber die Schäden hielten sich noch in Grenzen - gebrochen war nichts und wir waren nur froh, dass nicht mehr passiert war!!!

Die nachfolgende Bestandsaufnahme war okay - das Seil hatte gehalten - allerdings hatten sich anscheinend die Griffe einzelner Stücke durch den Druck gelöst, sodass einige Sachen definitiv weg waren.

Egal, es war nichts wirklich Schlimmes passiert - das war die Hauptsache!

Die Tour war dann allerdings beendet - auch die Paddel hatten sich verabschiedet und der Standort war günstig für eine frühere Abholung durch den Verleiher.

Nach weiteren 3-4 Stunden mit Standortbestimmung, Fussmarsch, Feuer und schon wieder guter Stimmung beendeten wir die Tour 2008 am Kalix somit wenig ruhmreich aber um viele wichtige Erkenntnisse reicher.

Wir werden uns für die nächsten Touren auf jeden Fall einiges neues Material anschaffen, damit wir noch sicherer unterwegs sind und im Ernsfall noch besser reagieren können. Aber ein Restrisiko wird immer bleiben....

... und die nächste Schnelle kommt bestimmt!

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